Paderborn hat eine Stadtschreiberin

Von April bis Juli berichtet Ramona Bechauf über Erlebnisse und Begegnungen in der Paderstadt

Mit dem Frühling hält Ramona Bechauf als Stadtschreiberin Einzug in Paderborn. Sie erhält das erstmalig ausgeschriebene Stadtschreiber-Stipendium des Vereins für Geschichte an der Universität Paderborn. Das symbolische Amt wird in Zusammenarbeit mit der Stadt Paderborn, der Universität und der Geschäftswelt von Paderborn vergeben.

Das Stadtschreiber-Stipendium richtet sich an Nachwuchswissenschaftler aus den Bereichen Geschichte/Kunstgeschichte. Sie werden eingeladen, sich mit einem Thema zu beschäftigen, dass die Stadt Paderborn betrifft. Das Ziel, so Michael Wittig, Vorsitzender des Vereins für Geschichte, ist, durch den unvoreingenommenen Blick von Außen auch die eigene Wahrnehmung der Paderborner Bürger zu schärfen. Die Fragen „Was ist mir wichtig an meiner Stadt und darf nicht verloren gehen? Was ist ein Zugewinn?“ wieder neu zu stellen.

Für ihren dreimonatigen Aufenthalt hat sich Ramona Bechauf die Betrachtung von Migration als Aspekt von Kulturvermittlung in Paderborn als Thema gewählt. Dabei interessiert sie sich besonders für die Beeinflussung des städtischen Lebens durch frühere Zuwanderergruppen wie die Gastarbeiter, aber auch die Aus- bzw. Spätaussiedler, die seit den 1980er Jahren in Paderborn heimisch geworden sind. Nicht zu vergessen die hier stationierten britischen Soldaten und ihre Familien.

„Ich freue mich riesig auf das Projekt“, sagt Ramona Bechauf im Hinblick auf die nun kommende Zeit. In einem Internettagebuch wird sie über ihre Erlebnisse und Begegnungen berichten. Über den Blog kann man mit ihr in Kontakt treten. „Und genau darum geht es mir, mit den Paderbornern zusammen ein neues Stadtbild zu entwerfen, das das Vorurteil »schwarz-Münster-Paderborn« ablöst“, ergänzt sie. Am Ende ihres Aufenthalts wird die Stadtschreiberin in einem öffentlichen Vortrag über die Ergebnisse ihrer Recherchen berichten und diese ebenfalls in den „Paderborner Historischen Mitteilungen“ publizieren.

Ramona Bechauf, geboren 1987 in Coburg, studierte Geschichte, Deutschsprachige Literaturwissenschaft und den Masterstudiengang Kulturerbe an den Universitäten Paderborn und Paris 1 Panthéon-Sorbonne. Während ihres Studiums beschäftigte sie sich intensiv mit der Geschichte jüdischer Bürger in Lemgo während der Zeit des Nationalsozialismus sowie mit dem Umgang und der Erinnerung an den Holocaust in den Ausstellungen der Mahnmäler in Berlin und Paris. Sie leitete bereits mehrere museumspädagogische Projekte in Lemgo. Als Mitarbeiterin der studentischen Presseagentur „Cultura“ veröffentlichte sie erste Artikel und Pressemitteilungen.

Mit der Verleihung des symbolischen Amtes sind für die Zeit des Aufenthaltes ein Stipendium in Höhe von 1000 Euro, eine kostenlose Wohnmöglichkeit, eine Mensa-Karte und ein Ticket für den PaderSprinter verbunden.

Den Blog des Stadtschreiber-Projektes und mehr Informationen finden sich hier.

(Bericht und Foto von Doris Hartmann)

Westfälische Biographien